people, institutions, show, name: ‘Temeswarer Philharmonischer Verein’
people, institutions, show, comment: gegründet 1871

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[ 21.10.1871 - people, property, date, roughly 1949 ]   (Die Archivdokumente des Temeswarer Philharmonischen Vereins stammen aus den Jahren 1850-1950. Sie widerspiegeln 100 Jahre südosteuropäische Musikgeschichte und Zeitgeschehen. Wie die Wiener Philharmoniker, oder viele andere wichtige Vereine, so wurde auch der Temeswarer Philharmonische Verein in einem Gasthaus gegründet. In der Pummerschen Bierhalle trafen sich mehrmals wöchentlich musikbegeisterte Männer und sangen aus dem Regensburger Liederkranz den Chor Die Thräne von Franz Witt. Da vor einigen Jahren die Temeswarer Liedertafel aufgelöst wurde, fasste man den Ent-schluss, einen neuen Männergesangverein zu gründen. Am Abend des 21. Oktober 1871 versammelte man sich im Hause von August Pummer und gründete den Temeswarer Philharmonischen Verein. Aus dem Gründungsprotokoll, wie auch aus dem Bericht von Friedrich Krämer, kann man genau den Verlauf dieser Zeremonie verfolgen. Schreiben des Temeswarer Philharmonischen Vereins vom 16. Februar 1949 in rumänischer Sprache an die zuständige Militz der Stadt Temeswar: An die Kommandantur der Militz Temeswar. Der unterzeichnete Temeswarer Philharmonische Verein gibt ehrerbietigst bekannt, dass unser Verein seine Tätigkeit unter diesem Namen einstellt und wird seine Tätigkeit als Männerchor des Volksverbandes der Ungarn in Rumänien, Filiale Temeswar, im III. Bezirk weiterführen. Wir bitten Sie davon Kenntnis zu nehmen. Temeswar, 16. Februar 1949. Es lebe die Volksrepublik Rumänien! (Siegel des Temeswarer Philharmonischen Vereins) Bestätigung des weiter oben erklärten. Vorsitzender, Sekretär (Mihály))
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Timişoara [ 21.10.1871 - people, property, date, roughly 1949 ]
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România   (deutsch: Rumänien ungarisch: Románia)
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Österreich Ungarn <1867-1918>   (nach 1918 zu Rumänien)
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300 [ 21.10.1871 - people, property, date, roughly 1949 ]
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Uneingeschränkt   (Aus der ersten Satzung 1872: IV. Mitglieder Aufnahme. §20 Mitglied des Vereins kann jeder anständige gebildete Musikfreund ohne Unterschied des Geschlechtes werden.)
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Der § 1 enthielt den Namen des neuen Vereins: „Der Verein nennt sich Philharmonischer Verein in Temesvár. Als Zweck des Vereins wurde angegeben: „a) Pflege, Hebung und Beför-derung der Musik in allen Zweigen; b) Beförderung des geselligen Lebens.“ Im Jahre 1896 beschlossen die Mitglieder des Temeswarer Philharmonischen Vereins und die des Ungarischen Gesang- und Musikvereins ihre Fusionierung. Am 5. Juli 1896 fand die außerordentliche Mitgliederversammlung des Ungarischen Gesang- und Musikvereins und des Temeswarer Philharmonischen Vereins statt. In dem Beschluss wird ihre Fusionierung bekanntgegeben. Dieser neue Verein soll den ungarischen Namen Temesvári Zenekedvelö Egyesület (Temeswarer Philharmonischer Verein; in wörtlicher Übersetzung aber: Temeswarer Gesellschaft der Musikfreunde) erhalten. Das Dokument wurde von Josef Wittenberger und Josef Geml unterschrieben und am 13. August 1896 mit dem Siegel der Stadt versehen. An diesem Tag wurde auch die neue Satzung des Temeswarer Philharmonischen Vereins angenommen. Diese besteht aus 47 Punkten, die meist der alten Satzung entsprechen. Neu ist das Ziel des Vereins: Allgemeine Pflege der Musik unter besonderer Berücksichtigung der Werke ungarischer Komponisten. Diese Satzung wurde am 13. August 1896 von der Stadt Temeswar, am 9. Oktober 1896 von dem Ministerium in Budapest gutgeheißen und mit dem Siegel des Temeswarer Philharmonischen Vereins versehen
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Chor   (Bereits kurze Zeit nach der Gründung des Männerchors (1871) wurde auch ein gemischter Chor gegründet, ein Orchester und eine Musikschule. Der Temeswarer Philharmonische Verein wurde von vielen Impresarios Mitteleuropas als Veranstalter gefragt. Für viele Jahrzehnte war dieser Verein die Drehscheibe eines pulsierenden Konzertlebens Südosteuropas.)
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österreichisch   (eigentlich österreich-ungarisch, ab 1885 immer mehr ungarisch)
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österreich-ungarisch   (Die Umgangssprache des Vereins war zum Beginn die deutsche. Mit der Zeit wurde von Budapest aus verlangt, dass sämtliche Jahresberichte und Sitzungsprotokolle in ungarischer Sprache verfasst werden müssen. Die immer schärferen Gesetze aus der ungarischen Hauptstadt konnten in der Stadt Temeswar nur schwer durchgreifen. In den achtziger Jahren gab es viele Debatten um die Umgangssprache zwischen den einzelnen Vereinsmitgliedern. In einem umfangreichen Zeitungsbericht wurde der Verein spöttisch als „Gesangsverein“ bezeichnet und ihm wurden ungarnfeindliche Tendenzen vorgeworfen. Bekanntlich befand sich Temeswar auf letzter Stelle, was die damalige „fortschreitende Magyarisierung“ anbelangte. In einem Schreiben aus Karansebesch aus jener Zeit wurde bemerkt, dass man in „unserer Stadt bereits beachtliche Fortschritte“ auf diesem Gebiet gemacht hatte. In einer öffentlichen Stellungnahme bedauert der Vereinsvorsitzende August Pummer, dass er den Mitgliedern ihre eigene Muttersprache während den Vereinsproben und in den Pausen nicht verbieten könne. Trotzdem sei man bestrebt, sich weiterhin mit voller Kraft für die Magyarisierung einzusetzen. Die Toleranz des Temeswarer Philharmonischen Vereins ging soweit, dass man auch in der serbischen Kathedrale regelmäßig den Gottesdienst musikalisch gestaltet hat. Ein besonderes Problem bestand in den Texten der einstudierten Chören. Aus dem Repertoire des Vereins kann man feststellen, dass die meisten Chöre in deutscher Sprache gesungen wurden. Auch dies wurde dem Verein von Budapest aus vorgeworfen. Die Rechtfertigung aber schien klar und überzeugend zu klingen: man singt das, was leicht anzuschaffen sei und den Chorsängern gefällt. Natürlich war die Zahl der Chöre mit deutschem Text, darunter die verlegten Werke von Mendelssohn, Schubert, Brahms oder Bruch, viel höher als jene der in Budapest veröffentlichten ungarischen Chorwerke. Diese Kritik hat aber später zu einem beträchtlichen Aufschwung im ungarischen Verlagswesen geführt. Besonders in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden immer mehr ungarische Chorwerke und das Repertoire des Temeswarer Philharmonischen Vereins veränderte sich schlagartig. Es scheint, als ob die älteren Herren des Vereins, besonders jene aus den Reihen der Gründungsmitglieder, mit der neuen „modernen“ Anschauung der achtziger Jahre des 19. Jahrhundets nicht mehr zurecht kommen konnten. Weshalb sollte man nicht auch weiterhin das Deutsche Lied Kalliwodas singen können? Und man sang es auch weiterhin. In manchen Konzerten folgte nach Engelsbergs Meine Muttersprache ein ungarischer Chor von Erkel oder Mosonyi. Trotz mancher Turbulenzen im Vereinsvorstand, versuchte man den inneren Frieden zu bewahren. Als im Jahre 1896 zahlreiche Mitglieder austraten, um einen rein ungarischen Chor zu gründeten, sah man sich nach kürzester Zeit gezwungen, die Fusion beider Chöre vorzunehmen. Offiziell bekam der neue Verein den ungarischen Namen „Temesvári Zenekedvelö Egyesület“, also den gleichen wie bisher, nur in ungarischer Sprache. Die Rechnung ging aber nicht auf, da der Name „Temeswarer Philharmonischer Verein“ auch weiterhin benützt wurde. Man hatte sich an diesen Begriff ganz einfach gewöhnt. Im Zentrum der Banater Metropole stehen unweit voneinander entfernt die Zentren der dort existierenden Religionsgemeinschaften: der katholisch Dom, die serbisch-orthodoxe und die rumänisch-orthodoxe Kathedrale, die evangelische und die reformierte Kirche, die innerstädtische Synagoge und die griechisch-katholische Kirche. Die Mitglieder des Temeswarer Philharmonischen Vereins kamen aus all diesen Konfessionen und Religionen. Man sang z.B. zur Eröffnung der Innerstädtischen Synagoge und Oberkantor Ignatz Katz trat in vielen Konzerten als Solist auf. Viele kirchliche Feiertage wurden sowohl nach gregorianischem als auch nach julianischem Kalender gefeiert, was dazu führte, dass oft die entsprechenden Daten der Konzertveranstaltungen doppelt angegeben werden mussten. Die Dirigenten des Philharmonischen Vereins Wilhelm Franz Speer, Martin Novacek, Desiderius Járosy oder Desiderius Braun waren zugleich Kapellmeister des katholischen Doms. Anlässlich des Reformationsfestes trat der Chor öfter auch in der reformierten Kirche auf. Diese Eigenschaften galten aber nicht nur für den Temeswarer Philharmonischen Verein sondern für die meisten Banater Gesangvereine. Bei fast allen Sängerfesten wurde in mehreren Sprachen gesungen. Die bunte Zusammensetzung der Gesangvereine konnten man am besten in den nach den Konzerten stattgefundenen Tanzkränzchen beobachten: nach dem deutschen Walzer folgte ein ungarischer Csárdás, dann ein serbischer Kolo, eine rumänische Ardeleana und danach eine Quadrille. Fast alle Tanzkärtchen aus dem Vereinsarchiv beinhalten ähnliche Tanzordnungen. Für die daraus entstehende gute Stimmung im Rahmen der verschiedensten Vereinsfeste machte sich der Temeswarer Philharmonische Verein einen guten Namen. Diese, von der Gründung her und aus Tradition übernommene Haupteigenschaft der Temeswarer Philharmoniker - die Toleranz - blieb bis zum Ende erhalten. Man versuchte kaum etwas gegen die politischen, meist nationalistischen Tendenzen aus Budapest, Bukarest oder Berlin zu unternehmen. Man war sich dessen sicher, dass irgendwann der Druck von allein nachlassen wird und irgendwie musste man miteinander im alltäglichen Überlebenskampf auskommen. Das gemeinsame Singen und Musizieren brachte die verschiedenen Nationalitäten, Sprachen und Konfessionen einander näher. Ein einzigartiges Beispiel in der europäischen Musikgeschichte.)
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Inventar des Temeswarer Philharmonischen Vereins, aufgenommen am 31. Dezember 1896 von Ruschil und gutgeheißen von Franz Rieger und Heinrich Uhrmann (deutsch und ungarisch): I. Lorbeerkranz von Debreczeni dalegylet zur Fahnenweihe 1891 II. alte Vereinsfahne aus weißer Seide vom Temeswarer Männer-Gesang-Verein; neue Vereinsfahne, im Jahre 1891 geweiht III. Silberner Lorbeerkranz: Ehrenpreis gelegentlich eines Concertes beim 25jährigen Jubiläum des Lugoscher Gesang- und Musikvereins IV. Erinnerungsbild: zur Erinnerung an die Fahnenweihe des Temeswarer Typographia Gesangvereins; ein Gedicht gewidmet Herrn Präses August Pummer zu seinem Namenstag am 28. August 1879 von den ausübenden Mitgliedern V. 1 Trinkhorn, Geschenk von Herrn Albert Bing, Nürnberg 1876; 5 Birkenheimer, Geschenk von Herrn Albert Bing, Nürnberg 1878; 1 Weinpokal, Geschenk von Herrn Albert Bing, Nürnberg 1879 VI. 1 Fahnenband vom Orawitzaer Musikverein, 18. Mai 1873; 1 Fahnenband vom Orschowaer Gesangverein, 28. Juni 1885; 1 Fahnenband vom Orawitzaer Dalkör, 1887; 1 Fahnenband von Frau Gräfin Bethlen zur Fahnenweihe 1891; 1 Fahnenband von dem Temeswarer Frauenverein zur Fah-nenweihe 1891; 1 Fahnenband anlässlich der Fahnenweihe 1891 von Gräfin Bissingen, geb. Georgine Mocsonyi VII. 1 Erinnerungsmedaille vom Ungarisch Weißkirchner Deutschen MGV, anlässlich seines 30jährigen Jubiläums; 1 Erinnerungsmedaille vom Orawitzaer Musik- und Gesangverein anlässlich seines 25jährigen Jubiläums VIII. 1 Diplom dem Vereinspräses Herrn August Pummer vom Lugoscher Gesang- und Musikverein, 1. Januar 1879; 1 Diplom vom Ferdinandsberger Gesangverein, 15. Mai 1884; 1 Diplom vom Orawitzaer Musikverein, 1. Januar 1881; 1 Diplom vom Ungarischen Landessängertreffen, Fiume 1894 IX. Photografien und Bilder: 10 Gründer des Vereins mit Präses Pummer; 1 Fahnenweihegruppe; 5 Herren beim Ganz Männergesangverein, Budapest; Pápaffy als Fahnenträger; 1 Königsbild, König Franz Joseph, (Ölfarbendruck); 8 Ölfarben Medaillenbilder der großen Meister: Franz Schubert, W. A. Mozart, Chr. W. Gluck, G. F. Händel, Beethoven, Josef Haydn, Felix Mendelssohn-Bartholdy, R. Schumann; Ölgemälde des Vereinspräses August Pummer. X. Archiv besteht aus 1072 Nummern, enthaltend 3064 Musik und Gesangwerke: Erste Abteilung: 526 deutsche Lieder für eine Frauenstimme mit Klavierbegleitung; 60 deutsche Frauenchöre mit Klavierbegleitung; 72 deutsche Frauenchöre (a capella); 81 deutsche gemischte Chöre; 10 deutsche gemischte Chöre mit Klavierbegleitung; 57 deutsche Lieder für eine Männerstimme mit Klavierbegleitung; 53 deutsche Männerquartette; 73 deutsche Lieder für eine Männerstimme mit Chor; 1465 deutsche Männerchöre; 136 deutsche Männerchöre mit Klavierbegleitung; deutsche Männerchöre mit Streichquartett; 8 deutsche Männerchöre mit Hornquartett; 13 deutsche Männerchöre mit Orchester; Zweite Abteilung: 8 ungarische Lieder mit Klavierbegleitung; 13 ungarische Lieder mit Chor und Orchester; 290 ungarische Chöre; 34 ungarische Chör mit Klavierbegleitung; 4 ungarische Chöre mit Orchester; 6 ungarische gemischte Chöre (a capella); 6 ungarische gemischte Chöre mit Klavierbegleitung; 9 ungarische gemischte Chöre mit Orchester; Dritte Abteilung: 5 lateinische Männerchöre; 2 chinesische Männerchöre; 1 schwedischer Männerchor; 2 israelitische Männerchöre; 21 serbische Männerchöre; 4 Messen; 18 Oratorien; 1 Melodrama; 1 Burlesque; 21 Balladen; 14 Opern; 2 Operetten; 3 Opern Parodien; 9 Orchesterwerke für Streicher; 14 Werke für großes Orchester; 1 Klavierkonzert; 22 Klavierstücke; 2 Streichduette; 12 Streichtrios; 13 Quartette; 5 Sextette; 1 Septuor; Dies bedeutet insgesamt: 1.140 Partituren; 165 Klavierauszüge; 1.385 Orchesterstimmen; 14.921 Männerchorstimmen; 1.495 Frauenchorstimmen; 189 Notenbücher; Bücher: Jahresberichte, Mitgliederbuch; mehrere Vereinsregister; „Goldenes Buch“ XI. Maskengarderobe: 22 Dominos, 5 Pierrots Anzüge, 6 Bajazzo Anzüge, 1 Gestiefelter Kater, 1 musikalischer Frack, 1 gelbroter Bajazzo, 1 Maltheser Ritter, 1 kleines Kind, 1 alte Jungfrau, 1 Schotte, 14 chinesische Anzüge, 6 weiße Fracks, 4 blaue Fracks, 10 weiße Hosen, 4 schwarze Kutten, 14 Mazzi Hemdhosen, 1 Riesen Chinese, 4 Löwenanzüge, 2 Katzenanzüge, 4 Frauen Leiber (Schwädisches Damen Quartett), 1 Frauen Leiberl (Tannhäuser), 4 Jacken und 5 Hosen (Schäfertanz), 14 Paar Schuhe, 14 Paar Strümpfe, 10 Charakterköpfe, 20 Negerköpfe, 6 Charakter Larven, 16 Chineser Hüte, 4 Lohengrin-Helme, 2 Kriegerhelme, 5 alte Jungfernhüte, 6 Mazzi Kappen, 10 serbische Kappen, 24 Papier Tierköpfe, 12 Tierquöpfe zum Tierquartett, 18 Froschköpfe, 32 Sammtlarven, 6 Charakterlarven, 24 Larven, 20 Rokoko Perücken, 1 Haarperücke, 10 Bärte, 2 rote Zylinder, 1 Wahrsagerhut. XII. Instrumente: 1 Konzertflügel „Bösendorfer“; 1 Pianoforte „Schreiber“; 1 Pianino; 1 Harmonium; 1 Cello; 1 Bratsche; 12 Okkarinos; 22 Akkordeons. Mobilien: 1 Garderobe Kasten; 3 Notenschränke; 1 lange Truhe (Fahnenkasten); 1 Schreibtisch; 1 Holztisch; 12 Notenpulte; 1 Harmoniumsessel; 1 Wanduhr; 1 Podium; 5 Theater Versetzstücke; 1 Teppich für Podium; 2 rote Vorhänge; 2 Chinasilber Klavierleuchter; 20 Stück Fahnen bei Herrn Heim; 50 Stück Lampions; 1 Schreibzeug; 2 Notenkoffer; 1 Notentasche.
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Bönicke, Hermann / Komponist/in [ 1821 - 1879 ]   (Hermann Bönicke (*1821 Endorf, Sachsen, †1879 Hermannstadt) kam als Stadtkantor und Organist der evangelischen Hauptkirche nach Hermannstadt und wurde 1862 zum Dirigenten des Männergesangvereins ernannt. In der Zeit seiner Tätigkeit als Vereinschorleiter widmete er diesem Männerchor zahlreiche Kompositionen, die in den Jahren 1862-1879 in Hermannstadt aufgeführt wurden. Den Programmen nach, waren dies folgende Werke: Lied vom Rhein (Text: Matzerath); Tafellied; Währe für immer du deutscher Gesang (Stiftungslied), Text: Dr. Carl Guist; Liebesfeier; Die versunkene Krone, Uhland; Festchor; Die wilde Jagd, Gedicht von C. Hey; Festchor für das Sängerfest in Mediasch, Gedicht von Dr. Carl Guist; Mäßigung und Mäßigkeit (Adalbert v. Chamisso); Beständigkeit; Freie Kunst; An das Vaterland, Gedicht von Dr. C. Guist; Studentenlied, Gedicht von Fr. Raab; Det Schlasslied; a. Narrengruß, b. Verkehrte Welt, c. Echolied, Text von Dr. Gustav Lindner; Eine Oper, Text von Eduard Spreer; Unästhetisches Quartett (Fasching); Noch eine Oper (für Fasching), Text von Dr. Gust. Lindner; Vereinslied; Im Weinhaus; Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, Text: M. Guist; Ouverture; Quodlibett, Eduard Spreer; Serenade für Violine, Viola, Cello und Harmonium; Lebensphilosophie, Gedicht von C. Orendi; Tante Trott - Märchen für kleine und große Kinder; Frühlingswanderung (Chor mit Orchester); Fantasie über Herbecks Volkslied für Violine und Viola; Jungfrau Kanne; Ständchen; Minnelied; Einfacher Ball-Apparat von Anno 70zwei; Gesangsstudien (zum Fasching): a. Vokale und Diphtongen, b. Konsonanten, c. Intervalle, d. Pausen, e. Staccato, f. Portamento, g. Gehaltener Ton, h. Pflege der Stimme, i. Triller; Deutsche Sprichwörter (Text: A. Stöber, Bariton-Solo, Chor und Klavier); Wanderlied, Gedicht von C. Gärtner; Das wunderbare Echo (Text: Dr. L., Chor mit Soloquartett); Die drei Dörfer (Rodensteinlieder, aus J. V. Scheffel Gaudeamus), Baßsolo mit Chor und Klavierbegleitung; Liebesfeuer (Gedicht von Nikolaus Lenau); Ein Sängerfest - Operette in drei Abtheilungen (für Männerstimmen) von G. Schuller; Der Geist ist willig doch das Fleisch ist stark (Burleske in 1 Aufzug von Ulkfreund); Jagdlied, für Baritonsolo und Chor mit Klavierbegleitung, Gedicht von C. Nauendorff; Volkslied, für Baritonsolo mit Chor; Die vier Männer im Walde, Heiteres Lied; Moderner Sport, Szeneragout in 2 Gängen von F. Ulkfreund; Lied fahrender Schüler (Jos. Vikt. Scheffel) für 4 Baßstimmen; Ein Sängerfest (Operette), Text: Gustav Schuller; Ich denke dein, aus den Liedern Vom Schwarzen Meer (Text: Friedrich Bodenstedt), Baritonsolo mit Chor; Drei Lieder für Bariton: a. Lebe wohl, b. Abreise, c. Heimkehr; Trinklied, Chor mit Baritonsolo; Wir preisen selig die erduldet haben, für vierstimmigen Männerchor; Auferstehen, ja auferstehen wirst du, für vierstimmigen Männerchor; Tacitus und die alten Deutschen, Sololied für Bariton; Zigarettenmarsch; Volkslied: Wolkenhöhen, Tannenrauschen.)
Daum, Max / Chorleiter/in [ 1833 - 1896 ]   (Max Daum war langjähriger Dirigent des Werschetzer Männergesangvereins, ein bekannter Pädagoge und Komponist. Er wurde am 13. Juli 1833 in Znaim (Mähren) geboren, wo er seine Schulbildung und auch seinen ersten Musikunterricht genoss. Sein erster Musiklehrer war sein Vater, ebenfalls Max Daum, der an der dortigen Hauptpfarrkirche als Regenschori tätig war. 1848 absolvierte er in seiner Vaterstadt den pädagogischen Kurs und wurde hierauf als Lehrer an der Pfarrschule Sankt Nikolaus angestellt. 1851 übersiedelte er als Lehrer nach Wien, sich fortwährend mit Musik beschäftigend. 1853 absolvierte er die Akademie der Tonkunst in Wien und legte 1854 bei Sankt Anna die Prüfung für Hauptschulen ab. Im gleich Jahr, am 22. September, kam er als Lehrer nach Werschetz, wo er bis 1880 wirkte; zugleich war er hier, vom Oktober 1856 bis zum Januar 1871, Musiklehrer an der katholischen Lehrerbildungsanstalt. 1880 legte er seine Lehrerstelle nieder, um die Stelle des Regenschori bei der Werschetzer römisch-katholischen Pfarrkirche zu übernehmen. Als Komponist war Max Daum sehr erfolgreich, zu seinen Kompositionen gehören Messen, Chorgesänge, Operetten und Violinstücke. Er schrieb zwei Instrumentalmessen, eine Messe für Männerchor und Soloquartett, die am Tage der Fahnenweihe (21. Mai 1866) uraufgeführt wurde und die sich im Archiv des Werschetzer Männergesangvereins befand. Zu den Werken für Männerchor ohne Begleitung gehören: Der lustige Maikäfer, König Wein, Die Mondnacht; mit Klavierbegleitung: Waldtrost, Fernes Geläute. Er komponierte auch eine Reihe von Sylvesterscherzen für Männerstimmen mit verschiedener Begleitung. Zu seinen Operetten zählen Die Geisterschlucht (Text von Karl Zeh, Uraufführung 1866) und Die Chineser (Uraufführung 1867). Beim Werschetzer Verleger F. J. Wettel veröffentlichte Max Daum die Fünf Lieder ohne Worte für Violine mit Klavierbegleitung. Felix Milleker schreibt über Max Daum wie folgt: Daum hat sich um die Gründung des Werschetzer Männer-Gesang-Vereines unstreitig unverwelkbare Lorbeeren verdient. Ihm ist es großentheils zu verdanken, daß der Verein so schnell in gesanglicher Hinsicht erstarkte. Zu Anfang der sechziger Jahre war die Chorgesangliteratur noch nicht so sehr entwickelt wie heute [1887]. Daum mußte deshalb gar oft auch Komponist sein. Manchmal waren zwei Dritttheiler der auf den Liedertafeln gesungenen Liedern erst von ihm arrangirt worden. 1862 verehrten ihm die Sänger an seinem Namensfeste einen silbernen Becher mit entsprechender Inschrift, was ein Zeichen der Beliebtheit ist, die Daum damals im Vereine selbst genoß.)
Hellmesberger, Josef / Violinist/in [ 1828 - 1893 ]   (Josef Hellmesberger (*Wien 1828, † ebd. 1893), Violinist, trat mit seinem Streich-quartett 1873 in Temeswar auf. Im Jahre 1884 trat dieses Quartett bereits unter der Leitung seines Sohnes Josef Hellmesberger jun. im Banat auf. Dieser war auch Lehrer von George Enescu. Das Programm umfasste Quartette von Haydn, Mozart, Hellmesberger und Beethoven. Nach dem Konzert des Jahre 1884 schrieb die Temeswarer Presse einen niederschmetternden Bericht über das Quartett von Josef Hellmesberger jun.: (...) Und so sagen wir es im Interesse wahrer Kunst die die jüngst gehörten Künstler unter Führung des Professors Josef Hellmesberger junior, ohne Zweifel anstreben, daß sowohl deren Einzelleistung auch als das Ensemble den Charakter der Jugend und teilweisen Unfertigkeit an sich trägt. Wir wollen nicht bezweifeln, daß die Grundbedingungen zur Erreichung höherer Ziele vorhanden sind, aber in der Machtsphäre der gedachten Künstler liegen sie noch nicht... Sollen wir die hiesige Produktion jedoch hier beurteilen, so müssen wir vor allem die befremden den Eingriffe in das hier gehörte Programm aufgewiesen, verpönnen. Das Auslassen ganzer Sätze verträgt ein Streichquartett nicht ohne Abbruch des gewohnten Gesamtbildes. Ferner können wir es nur als Effekthascherei bezeichnen, wenn es die Herren Quartettisten gut finden, das Andante in Mozarts d-Moll-Streichquartett mit Sordinen zu spielen. (...) Eine Vertauschung gegen die Programmordnung ist aber gerade zu unstatthaft zu nennen. Der Finalsatz in Haydns C-Dur-Quartett war bis zur Undeutlichkeit überhastet. Die Zwischennummern, in welchen Herr Josef und Ferdinand Hellmesberger auftraten, haben zur Hebung des ganzen nicht beigetragen, da bei dieser Gelegenheit weder die Originalität des Komponisten Josef Hellmesberger junior, noch die Bravur der beiden konzertierenden Brüder in glücklichem Lichte erschienen.)
Hubay, Jenö / Violinist/in [ 1858 - 1937 ]   (In die Musikgeschichte ist der Sohn von Karl Huber, Jenö Hubay (Eugen Huber) (1858-1937), als ein bedeutender Violinvirtuose und Pädagoge eingegangen. Als ein Nachkomme Michael Hubers war er einer der bedeutendsten Geigenlehrer seiner Zeit und unterrichtete an der Ungarischen Musikakademie. Sowohl Karl Huber als auch Jenö Hubay standen in freundschaftlichen Beziehungen zum Temeswarer Philharmonischen Verein. Ihre Namen sind auch im Fremden-Buch des Philharmonischen Vereins verewigt.)
Huber, Karl / Komponist/in [ 1827 - 1885 ]   (Im banater Ort Warjasch war zwischen 1806-1836 Michael Huber (*1784 Hof am Leithagebirge/Niederösterreich, †2. August 1856 Sekeschut) als Kantorlehrer tätig. Er kam 1805 nach Warjasch. Michael Huber war ein großer Musikliebhaber und diese Liebe zur Musik übertrug er auch an seine 14 Kinder. Für seine pädagogischen Verdienste wurde er vom König mit dem Silbernen Verdienstkreuz mit Krone ausgezeichnet. Im Jahre 1856 starb er in Sekeschut und wurde auf dem Warjascher Friedhof beerdigt. Der später bekannte ungarische Komponist und Pädagoge Karl Huber (1827-1885) entstammt dieser Familie und ist am 1. Juli 1827 hier zur Welt gekommen. 1844, als er sein Studium abschloss, gab er am 6. April im Arader Theater ein Konzert, gefolgt von Auftritten in der Pester Nationalen Musikschule und am Nationaltheater. Später war er in der ungarischen Hauptstadt als Violinprofessor und Dirigent tätig. Seine Violinschule fand im ganzen Land eine weite Verbreitung. Karl Huber war der erste Dirigent, der in der ungarischen königlichen Oper eine Wagner-Oper aufgeführt hat.)
Jaborsky, Michael / Instrumentalist/in [ 11.9.1805 - 20.9.1884 ]   (Der erste bedeutende Geiger Temeswars und einer der meistgefeierten Künstler des Banats Mitte des 19. Jahrhunderts war Michael Jaborsky (*11. September 1805 Verbo/Slowakei, †20. September 1884 Temeswar). Er stammte aus einer polnischen Familie und kam in Verbo (Slowakei) zur Welt, wohin seine adeligen Großeltern, Ende des 18. Jahrhunderts, aus Polen geflüchtet waren. Die Mittelschule absolvierte er mit Höchstnoten am Gymnasium in Esztergom. Schon als Schüler fiel er durch seine schöne Stimme und sein gutes Gehör auf, so dass ihn seine Eltern und Professoren für die priesterliche Laufbahn bestimmten. Seine Neigung für das Violinspiel bemerkend, ließ ihm sein Vater entsprechenden Unterricht zukommen. Jaborsky trat auf Wunsch seiner Eltern in das Priesterseminar von Esztergom (Gran) ein, blieb aber nicht lange dort, da die strengen Regeln der Erziehung mit seiner Leidenschaft zum Violinspiel nicht zu vereinbaren waren. Er trat nach einem Jahr (1826) aus dem Seminar aus und inskribierte als ordentlicher Hörer an der medizinischen Fakultät der Universität von Pest. Aber auch dieses Studium musste er frühzeitig abbrechen, denn, als er zum praktischen Teil der Medizin, zum Sezieren kam, versagte sein weiches Gemüt. Nun widmete er sich endgültig der Musik und dem Violinspiel. Am Pester Konservatorium studierte er bei dem aus Temeswar stammenden Geigenkünstler Michael Taborsky und bei Josef Karl Lipinsky. Sein erstes öffentliches Konzert vom 26. November 1830 in Pest leitete seine künstlerische Laufbahn ein. 1832 wurde er als erster Geiger des Orchesters der Domkirche nach Temeswar berufen, dem er 50 Jahre lang als Konzertmeister dienen wird, wirkte aber gleichzeitig als Solist und Orchesterdirektor beim Theaterorchester mit. In Temeswar gab er alljährlich ein selbständiges Konzert, genannt Musikalisch-Declamatorische Academie, und unternahm von hier aus Konzertreisen in einige bedeutendere Städte des In- und Auslandes. Über seine Reisen berichtete auch das Temeswarer Wochenblatt: Der Solospieler am hiesigen Theater und Mitglied der Domkapelle, Herr Michael Jaborsky tritt diesen Monat noch eine Konzertreise an und wird sich zunächst nach Arad und von da über Lugosch nach Siebenbürgen begeben. Bei dem eminenten Talente dieses ausgezeichneten Violinspielers steht nicht zu bezweifeln, daß er durch seine Kunstfertigkeit und sein vortreffliches Spiel aller Orten dieselbe Theilnahme erregen und denselben Beifall einernten werde, der ihm hier stets in reichlichem Maße zu Theil wurde. Mit dem Temeswarer Dom- und Theaterkapellmeister Franz Limmer verband ihn eine innige Freundschaft, oft gaben sie gemeinsam Konzerte. Die Musicalisch-Declamatorische Academie vom 9. April 1843 eröffnete Jaborsky mit einer Ouvertüre, die Limmer für dieses Konzert komponiert hatte. Der Ouvertüre folgten Variationen von Vieuxtemps, ein Konzert für Violine von Beriot und Variationen über ein ungari-sches Thema von Taborsky. Im Temeswarer Wochenblatt erschien dazu eine Kritik mit folgender auszeichnender Einschätzung: Wir kennen Violinspieler, die größere Schwierigkeiten zu überwinden im Stande sind, aber wir kennen wenige, die so viel Zartheit, so viel Lieblichkeit besäßen wie Jaborsky. Er wird im Adagio nur von wenigen übertroffen. Jaborsky singt auf seiner Violine und versteht es, seine ganze Seele seinen himmlischen Tönen einzuhauchen. Daß er dann auch den Zuhörer mit sich fortreißt, daß er alle schlummernder Empfindungen in denselben aufregt, ist leicht zu begreifen; aber das ist ja die Aufgabe, das ist der schönste Sieg der Kunst, daß sie das menschliche Herz bewege, rühre, bezaubere. Als der 1845 gegründete Temeswarer Musikverein ein Jahr später eine Musikschule eröffnete, wurde Jaborsky zum Violinlehrer bestimmt. 1857 unternahm der Künstler eine letzte Konzertreise über Bukarest, Jassy, Odessa und Semlin nach Budapest und beschloss mit diesen erfolgreichen Konzerten seine öffentliche Tätigkeit. Danach wirkte Jaborsky nur noch an der Temeswarer Domkirche und erteilte Violinunterricht. Angeblich habe sogar der berühmte Wiener Violinkünstler Josef Hellmesberger seinen Sohn, Josef Hellmesberger jun. zu Jaborsky nach Temeswar geschickt, damit er bei diesem die Kreutzer-Etüden gründlich studiere. Berühmtheit erlangten von seinen Schülern Hugo Bonzer, erster Geiger an der Wiener Oper, der jung verstorbene Alexius Brenner, die Violinkünstlerin Charlotte Deckner, sowie der bekannte Geiger und Bratschist Max Weiß. Am 14. Juni 1875 fand im neuen Temeswarer Redoutensaal anlässlich von Ja-borskys fünfzigjährigem Künstlerjubiläum, ein vom Philharmonischen Verein veranstaltetes Konzert statt. Die brillanten Violinvorträge des Jubilars wurden begeistert aufgenommen. Man bewunderte die seltene Kraft, mit der Jaborsky, trotz seines vorgerückten Alters, die Violine handhabte, seine Gedächtnisstärke, da er noch immer wie früher, alle Konzertstücke auswendig spielte. Jaborsky besaß noch alle Vorzüge, die ein Violinvirtuose haben muss: einen vollmarkigen Ton, perlengleiches Staccato, brillante Triller, schöne Bogenführung und eine überlegene Ruhe im Spiel. Die letzten Jahre lebte Jaborsky wegen einer Beinlähmung, die ihm das Gehen er-schwerte, in voller Zurückgezogenheit in der Vorstadt Fabrik. Er starb am 20. September 1884 im Alter von 79 Jahren infolge eines Schlaganfalls. Bei seiner Beerdigung sang der Philharmonische Verein und es spielte die Dommusikkapelle.)
Novacek, Karel / Violoncellist/in [ 1864 - 1929 ]   (Karl Novacek (*1864 Weißkirchen, †1929 Budapest), ein Sohn von Martin Novacek, wirkte als Solo-Cellist an der Budapester Oper.)
Novacek, Martin / Dirigent/in [ 1834 - 19.3.1906 ]   (1894 kam Martin Novacek (*1834 Böhmen, †19. März 1906 Wien ) als Kapellmeister an den Temeswarer Dom. Er war um das Jahr 1870 aus Weißkirchen nach Temeswar übersiedelt und hat sich danach gleich in das aufstrebende Musikleben der banater Metropole intensiv eingelebt. 1873 übernahm er gemeinsam mit Wilhelm Franz Speer die musikalische Leitung des Philharmonischen Vereins. Novacek leitete den Chor und das Orchester in drei verschiedenen Etappen: 1873-1875, 1881-1882 und 1898-1905. Er war auch als Klavierlehrer an der am 1. Oktober 1872 gegründeten Musikschule tätig. In den Jahren 1874 und 1875 veranstaltete er mehrere Konzerte, bei denen Werke von Palestrina (u.a. Missa Papae Marcelli), Allegri (Miserere), Johann Sebastian Bach, Phi-lipp Emanuel Bach, Stradella (Gebet), Boccherini (Klavierquintett) u.a. aufgeführt wurden. Er spielte dazwischen auf der Viola d´amore eigene Kompositionen, es wirkte mit der Gesangverein aus Weißkirchen wie auch der Temeswarer Philharmonische Verein. Wie die meisten anderen Temeswarer Domkapellmeister, komponierte auch er Gelegenheitswerke für seinen Domchor. So ist uns ein Graduale in festo B.M.V. Perpetuo sucursus. Tota formosa für gemischten Chor zu 4 Stimmen erhalten geblieben, das Manuskript ist datiert „M. Novacek, Temesvár 18. VI. 1903“. Ab 1. April 1875 veranstaltete er mit Ferdinand Prenner, Franz Sedlmayer, Max Weiß, Eduard Gerger und Wilhelm Franz Speer gemeinsam Kammermusikkonzerte. Novacek spielte außer Orgel auch Klavier, Violine, Viola und Cello. Er war der Dirigent der Aufführung des Oratoriums Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy im Jahre 1884: es war eine Gemeinschaftsaufführung des Chores und Orchesters des Temeswarer Philharmonischen Vereins, des Domchores und der Militärmusik. Martin Novacek war auch als Musikpädagoge sehr geschätzt: er unterrichtete Gesang, Klavier, Violine und Cello. Von seinen sechs Kindern wurden die vier Söhne Rudolf, Ottokar, Karl und Viktor ebenfalls Musiker. In der Zeitspanne 1876-1886 gab Novacek mit seinen Söhnen im Ausland Konzerte und trat unter dem Namen Kammermusikvereinigung Familie Novacek auf. Sie spielten u.a. in Karlsbad und Budapest. Selbst der Pester-Lloyd berichtete über den großen Erfolg der Familie Novacek. Das Neue Pester Journal schreibt: „Die strebsame Künstlerfamilie, besonders aber ihr Oberhaupt, der wackere Domorganist von Temeswar, fand für ihr sorgfältig ausgebildetes Zusammenspiel und für den korrekten und warmen Vortrag die freundlichste, ehrende Anerkennung.“ Martin Novacek arbeitete bis zu seinem Lebensende als Chorleiter, Domorganist, Pädagoge, Kammermusiker und Domkapellmeister (ab 1894) in Temeswar. Er starb am 19. März 1906 im Alter von 72 Jahren in einem Wiener Sanatorium an den Folgen einer Operation.)
Novacek, Ottokar / Komponist/in [ 13.5.1866 - 3.2.1900 ]   (Der zweite Sohn von Martin Novacek, Ottokar (*13. Mai 1866 Weißkirchen, †3. Feb. 1900 New York), spielte schon mit 12 Jahren das Mendelssohn-Violinkonzert. Er studierte bei Dont in Wien, bei Schradieck und Brodsky am Leipziger Konservatorium. Mit dem be-rühmten Brodsky-Quartett konzertierte er auch in Amerika und trat 1891 in das Bostoner Sinfonieorchester unter Nikisch ein. Ab 1892 wirkte er als erster Bratschist im New-Yorker Damrosch-Orchester, zuletzt spielte er wieder im neuen Brodsky-Quartett. Er starb 1900 in New-York im Alter von nur 34 Jahren. Ottokar Novacek ist auch als Komponist von Violinwerken und Kammermusik bekannt.)
Novacek, Rudolf / Komponist/in [ 7.4.1860 - 12.8.1929 ]   (Der älteste Sohn von Martin Novacek, Rudolf (*7. April 1860 Weißkirchen, †12. Aug. 1929 Prag) besuchte die Oberrealschule in Temeswar und studierte danach bei Josef Hellmesberger am Wiener Konservatorium. Schon mit 22 Jahren war er Militärkapellmeister, wirkte als solcher in Prag, Rumänien und Bulgarien. Auch als Dirigent hat er sich einen Namen gemacht und erntete große Erfolge in Russland, Belgien, Holland und in Berlin. Von 1905 bis kurz vor seinem Tode, 1929, wirkte er als Musiklehrer in Temeswar.)
Novacek, Viktor / Lehrer/in für Violinspiel [ 1875 - 8.3.1914 ]   (Der jüngste Sohn von Martin Novacek, Viktor (*1875 Temeswar, †8. März 1914 Helsinki) studierte an der Prager Musikakademie und danach an der Leipziger Musikakademie, hier wurde er auch Schumann-Preisträger. 1894 wollte er eine Violinklasse in Temeswar gründen, folgte aber dem Ruf nach Helsinki als Konzertmeister und Musiklehrer.)
Pummer, August / Vorsitzende/r (Institution) [ 1837 - 1893 ]   (August Pummer kam am 8. Dezember 1837 in Temeswar zur Welt und starb 1893. Seine Familie stammte aus Parndorf (Burgenland), wo sein Vater als Gastwirt tätig war. Ab 1865 war er Besitzer der Pummer´schen Bierhalle am Sankt-Georgs-Platz. Pummer war in den Jahren 1871-1893 Präses des Temeswarer Philharmonischen Vereins und der Hauptinitiator in der Gründung dieser Gesellschaft: in seiner Bierhalle wurde am Abend des 21. Oktober 1871 der Philharmonische Verein gegründet. In zahlreichen Konzerten steht sein Name als Baritonsolist. Er war die „gute Seele“ des Vereins und hat die ersten Höhepunkte des Vereinslebens persönlich mitgestaltet. In den schwierigen Auseinandersetzungen der siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bezüglich der Sprache des Vereins, konnte er taktvoll diese Streitigkeiten schlichten. 1869 widmete ihm der Komponist Heinrich Weidt eine Sammlung seiner bis dahin gedruckten Lieder.)
Reményi, Ede / Violinist/in [ 1828 - 1898 ]   (Eduard Reményi (Eduard Hoffmann), (*1828 Miskolc, †1898 San Francisco), ungarischer Violinvirtuose, gab mit dem Temeswarer Philharmonischen Verein mehrere Konzerte. Wegen seiner Beteiligung am ungarischen Auftstand im Jahre 1848, musste er das Land verlassen, später wurde er amnestiert. Reményi gab auch mit Johannes Brahms einige Konzerte und kehrte 1891 nach Ungarn zurück. Sein Name wurde im Fremden-Buch des Temeswarer Philharmonischen Vereins verewigt, wo er sich am 2. Dezember 1889 eingetragen hat. Das Vereinsarchiv enthält einige Plakate und Programme dieses Violinvirtuosen.)
Speer, Wilhelm Franz / Dirigent/in [ 1822 - 1898 ]   (Zwischen 1862 und 1871 war Wilhelm Franz Speer (1822-1898) in Temeswar als Domorganist tätig. 1871 wurde er als Nachfolger Moritz Pfeiffers zum Domkapellmeister ernannt und hatte dieses Amt bis 1893 inne. Im Dezember 1898 erreichte den Temeswarer Philharmonischen Verein die Nachricht vom Tode ihres langjährigen Chorleiters, der am 16. Dezember 1898 in Zara (Kroatien) verschieden ist. Speer beschäftigte sich intensiv auch mit der banater Musikgeschichte, leider sind uns keine Notizen darüber erhalten geblieben. Ab 1862 veröffentlichte Speer eine Artikelserie in der Temeswarer Zeitung über Alte und neue Musik. Auch als Pianist und Kammermusiker war Wilhelm Franz Speer sehr geschätzt. Als Klavierpädagoge gab er 1863 eine Klavierschule in sechs Heften heraus: Praktische Anleitung zum Klavierspielen. Als am Abend des 21. Oktober 1871 der Temeswarer Philharmonische Verein ins Leben gerufen wurde, war Speer als Gründungsmitglied dabei und wurde gemeinsam mit Heinrich Weidt zum Vereins-Chorleiter ernannt. Im Laufe der Jahre leitete er auch mit anderen Kollegen diesen Chor: 1873-1876 gemeinsam mit Martin Novacek, 1876-1881 mit Karl Rudolf Kárrász, 1881-1882 mit Martin Novacek und K. R. Kárrász und 1882-1889 wieder mit Martin Novacek. Den größten Teil in seinem Schaffen nimmt die Kirchenmusik ein. Von seinen Werken sind uns folgende erhalten geblieben: 1. Weihnachts-Motette: Quem vidistis pastores (für fünfstimmigen Chor und Streicher) komponiert 1873; 2. Offertorium Stetis angelus für das Fest der hl. Engel, komponiert für Männerquartett (1874); 3. Offertorium Ad te Domini levavi für Chor, Streicher, 2 Hörner und Orgel (komp. 23. Nov. 1874); 4. Offertorium In Vigilia Pentecostes für Chor (Juni 1878); 5. Graduale Benedictus es, Domine in Festo SS. Trinitatis; 6. Graduale zum Weißen Sonntag (Dominica in Albis) für Chor, Orgel und Orchester (März 1883); 7. Dritte Messe, Op. 26, beendet 18. Juli 1879, für Chor, Solisten, Orgel und Orchester. Das Instrumentarium ist wie folgt zusammengestellt: Flöte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Posaunen, Pauken, 2 Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabaß; 8. Fünfte Messe, Op. 33 - für Chor, Solisten, Orgel, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Trompeten, Posaunen, Pauken, 2 Violinen, Bratschen, Cello und Kontrabaß; 9. Requiem in c-Moll, Op. 24 für Chor, Solisten, Orgel, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, 2 Violinen, Bratschen, Cello und Kontrabaß, „begonnen am 9. Februar, beendet 12. September 1877“. Im Notenarchiv des Philharmonischen Vereins wurde dieses Werk unter der Nummer 932 eingetragen. Das Werk wurde dem Temeswarer Philharmonischen Verein gewidmet. Ein besonderes musikalisches Ereignis für Temeswar brachte das Jahr 1882 mit sich: zum 25-jährigen Jubiläum Wilhelm Franz Speers führte man dessen großes Oratorium Die Könige in Israel auf. Dieses Oratorium kann als das größte dieser Gattung betrachtet werden, das im Banat jemals komponiert wurde. Beendet hat Speer dieses Werk am 30. Juni 1881 in Temeswar und dem Vereinspräses August Pummer und Johann Riedl gewidmet. Wilhelm Franz Speer schrieb außer geistlicher Musik auch eine Oper, die vermutlich in seiner Zeit nie aufgeführt wurde. Die Oper heißt Der Dorfbarbier und ist eine „komische Oper in 2 Acten“. Der Name des Librettisten ist nicht bekannt. Speer vermerkte unter dem Titel seines Manuskriptes: „Diese Oper schrieb ich nicht zum Gebrauche der öffentlichen Aufführung, sondern lediglich, um mich in der Instrumentation und überhaupt in der Composition zu üben. W. F. Speer.“ Die Handlung spielt sich in einem banater schwäbischen Dorf ab, in dem entspre-chenden Milieu. Die zwei Akte der komischen Oper beinhalten 15 Auftritte und das Manuskript besteht aus 275 Seiten. Auch der Orchesterpart ist meisterhaft erarbeitet und ist zusammengesetzt aus 2 Flöten, 2 Klarinetten, 2 Trompeten, 2 Hörnern, Posau-nen, Pauken, 2 Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabaß. Die Solisten sind: Lux, der Dorfbarbier (Baß), Suschen, sein Mündel (Sopran), Adam, sein Geselle (Tenor), Josef, eines Pächters Sohn (Tenor), Margarethe, eines Schmiedes Witwe (Sopran), Rund, ein Schulmeister (Bass), Peter, ein Schneider (Baß), Philipp und Thomas, Bauern (Tenor und Bass) und ein Bauernchor (Tenor und Bass).)
Strasser, Albert / Vorsitzende/r (Institution) [ 1831 - 1894 ]   (Albert Strasser (*1831 [1833?] Lissa, Böhmen, †1894 Temeswar) trat nach dem Abschluss des Gymnasiums in Prag in die Armee ein und wurde 1856 Unterleutnant. 1856-1859 studierte er Staats- und Rechtswissenschaften in Hermannstadt und wirkte ab 1861 bis zu seinem Tode als Rechtsanwalt in Temeswar. Zeit seines Lebens hatte er mehrere Funktionen bekleidet: 1871-1873 Sekretär der Lloydgesellschaft, ab 1874 Mitglied des Stadtrates, ab April 1876 Sekretär der Handels- und Gewerbekammer, wodurch er federführend die Temeswarer Gewerbeausstellung im Jahre 1891 gestaltet hat, war ab 1867 Schriftleiter der Temesvarer Zeitung, gründete 1868 die Neue Temesvarer Zeitung und blieb bis 1883 als deren Redakteur tätig, 1882-1883 war er Schriftleiter beim Südungarischen Lloyd und redigierte 1880 das humoristische Wochenblatt Die Laterne. 1882 wurde er mit dem Franz-Joseph-Ritterorden ausgezeichnet. Strasser wurde als Redner besonders geschätzt, man hat ihn deshalb oft von auswärtigen Vereinen als Festredner eingeladen.)
Weidt, Heinrich / Dirigent/in [ 1828 - 1901 ]   (Heinrich Weidt (1828-1901) war Gründungsmitgliede des Temeswarer Philharmonischen Vereins und eine Zeit als Kapellmeister in Temeswar tätig. Seine Tochter Lucy, eine bekannte Sängerin, kam schon in Troppau (Schlesien) zur Welt, wo er ab 1873 als Kapellmeister tätig war. Im Programm des ersten Konzertes, das der Philharmonische Verein in seiner Vereinsgeschichte gegeben hat, stand auch der Titel seiner Komposition Der Taucher (op. 91). In einem Artikel der Temeswarer Zeitung vom Jahre 1872 machte man sich Gedanken, wie man Weidt in Temeswar als Kapellmeister beschäftigen könnte. Im Jahre 1869 widmete Weidt seinem in Temeswar lebenden Freund August Pummer ein Album mit seinen veröffentlichten Kompositionen. Heinrich komponierte einige Opern, auf der Temeswarer Bühne wurd Adelma 1873 aufgeführt. Im November 1873 finden wir ihn bereits als Dirigenten des ersten Konzertes der Troppauer Stadtkapelle. Einer seiner bekanntesten Chöre war Der Postillon, Männerchor mit obligatem Posthornsolo, der Text stammt von Nikolaus Lenau. Weidt war auch in Mannheim, Wertheim, Zürich, Celije, Budapest und Weißkirchen als Kapellmeister und Komponist tätig. Seine letzte Ruhe fand er in Graz.)
Wieniawski, Henri / Violinist/in [ 1833 - 1880 ]   (Henry Wieniawski (*Lublin 1833, †Moskau 1880), Komponist und Violinist, spielte am 30. April 1877 im Temeswarer Leyritz-Saal vor einem erlesenen Publikum. Auf dem Programm standen Beethovens Romanze in F-Dur, ein Präludium von Bach und Ungarische Weisen von Ernst. In der Presse hieß es, das Konzert war die Krone aller bisherigen Konzerte.)
Wusching, Conrad Paul / Komponist/in [ 10.1.1827 - 26.8.1900 ]   (Einer der ersten banater deutschen Gesangvereine wurde 1852 in Lugosch gegründet. Mitbegründer und erster Chorleiter dieses Vereins war der Kantor der Lugoscher Minoritenkirche, Konrad Paul Wusching (*10. Januar 1827 Großmanyok / Komitat Tolna, †26. August 1900 Lugosch). Laut zeitgenössischen Presseberichten und laut Anton Gokler (in Biographien berühmter Musiker Ungarns) soll dieser deutsche Chor schon 1851 gegründet worden sein. Wie bedeutend das musikalische Ansehen dieser Stadt gewesen sein mag, ist ersichtlich aus dem Entschluss des jungen, erst 21-jährigen Konrad Paul Wusching, als Lehrer und Regenschori nach Lugosch zu kommen. Wusching entstammt einer Handwerkerfamilie aus Großmányok wo er als 17. Kind am 10. Januar 1827 zur Welt gekommen ist. Das musikalische Talent recht früh in dem Jungen entdeckt werden und wurde mit großen materiellen Opfern von den Eltern gefördert. Sein Lebensweg wurde von seinen Eltern vorherbestimmt: er soll Lehrer werden. Franz Felsmann, der Oberlehrer des Ortes, übernahm die Ausbildung des Kindes, dabei musste der Junge einige Instrumente erlernen, dazu gehörte auch das Orgelspiel. Die Studien setzte Wusching danach in Fünfkirchen fort und absolvierte 1843 das Lehrerseminar. Danach war er ein Jahr in Kömlöd tätig und vier Jahre in Buda (Ofen). Am 26. August 1848 wurde er zum Lehrer und Regenschori der katholischen Kirchengemeinde zu Lugosch ernannt. Hier wirkte er ununterbrochen bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1893. Den Lugoscher Gesangverein leitete er zwischen 1857-1895. Im Jahre 1869 hielt er sich für Studien in Würzburg auf, wo er auch un-terrichtete. Im Jahre 1880 erschien in Wien seine Ungarische Messe: Magyar mise. Szövegét irta Garay Alajos zenéjét négy szólamu férfikarra szerzé és Nagyságos és fötisztelendö Kümmer Henrik János, apát-és Nagyváradi kananok úrnak sab. mély tisztelettel ajánlja Wusching Konrad Pál. Op. 41. Druck von H. Meyer in Wien." Einiges über sein Wirken in Lugosch erfahren wir aus dem ungarischen Erinnerungs-Blättchen vom 9. September 1883. Dann nämlich fand in Lugosch das Fest des Jahres statt: das 40-jährige Lehrerjubiläum von Konrad Paul Wusching. Der Herausgeber dieser Jubiläums-Schrift, der Lugoscher Wenczey Jánosch, schrieb als Titel: Jubiläum-Erinnerungs-Blättchen für Gelegenheiten erscheint alle 40 Jahre um Mitternacht, Lugosch den 9. September 1883. Zu dieser Gelegenheit wurde Wusching auch mit der Goldenen Erinnerungsmedaille des Gesangvereins ausgezeichnet. Wusching muss ein sehr beliebter Lehrer und Bürger der Stadt Lugosch gewesen sein, was anhand des Festablaufes zu entnehmen ist. Es kam der Karansebescher Musik- und Gesangsverein, der Temeswarer Philharmonische Verein, der Ungarische Lehrer-Verein, die Vereinigung der Musiklehrer und der Steierdorfer Gesangsverein. Für den Lugoscher Musik- und Gesangsverein war dies eine große Ehre, aber auch eine große Aufgabe, die Empfänge vorzubereiten. Alle Chöre beteiligten sich an dem Ständchen für den Jubilar, Franz Scherff hielt die deutsche Ansprache, Miksa Putnik die ungarische. Im Ungarischen König fand am gleichen Abend ein Chorvortrag des Lugoscher Chores statt und Sonntag wurde Wusching auch in der Kirche gefeiert: in der 9 Uhr Messe sang der Mädchenchor der Klosterschule und um 10 Uhr war dann das feierliche Hochamt, in dem die Krönungsmesse Mozarts erklang. Auch das Graduale In te Domine speravi von Wusching wurde gesungen, eine frühe Komposition, die sogar in Budapest gedruckt wurde. Das Männerquartett gab sein Bestes: Franz Scherff, Josef Holzmann, Ernst Pauck und Moritz Fischl. Vier Jahre später, am 24. November 1887, erschien in der berühmten Budapester Musikzeitung Zenelap aus Anlass seines 60. Geburtstages ein Porträt und eine kurzge-fasste Biographie: der Name des Lugoscher Komponisten und Kantors Konrad Paul Wusching war in der ganzen ungarischen Monarchie verbreitet. Kaiser Franz Josef überreichte ihm als Anerkennung für seine kulturellen Verdienste das Goldene Kreuz. Viele Musik- und Gesangsvereine ernannten Wusching zu ihrem Ehrenmitglied und seine Kompositionen wurden von den meisten Chören Ungarns gesungen. Noch zwei Jahre vor seinem Tode, am 7. August 1898, organisierte der Temeswarer Chor Gewerbe-Harmonie einen Wusching-Abend in den Localitäten des Hotels Pfau der Fabrikstadt. Dabei wurden nur Wusching-Kompositionen aufgeführt. Das kompositorische Schaffen Konrad Paul Wuschings ist sehr reichhaltig: über 170 Werke sind zwischen 1851 und 1900 entstanden. Knapp 30 Werke sind uns noch erhalten geblieben. Zahlreiche seiner Werke wurden auch veröffentlicht, darunter viele Lieder mit Klavierbegleitung und ein Streichquartett. Fast jeder Männergesangverein Ungarns sang seine Chöre. Wegen seiner vielfältigen kulturellen, pädagogischen, kirchlichen und kompositorischen Tätigkeit wurden Wusching zahlreiche Titeln und Ehrungen verliehen: Besitzer des Goldenen Verdienstkreuzes, der Päpstlichen Medaille, Confrater des Minoriten-Convents, Ehrenmitglied des Lugoscher Gesang- und Musikvereins, der Gesangvereine in Eisenstadt, Reschitza, Kis-Ladány, Karansebesch, Leutschau, Deutschstamora, des Temeswarer Philharmonischen Vereins, des Temeswar-Josefstädter Dalkör, Temeswarer Gewerbe-Harmonie, des Budapester Bürgergesangvereins, des Arader Gesangvereins, des Eperjesi dalegylet, des Orawitzaer Musik- und Gesangvereins, der Großkikindaer Dalárda, Fatscheter Dalárda, Arader Sylvestervereins u.s.w. Bei A. Bösendorfer (Bussjäger) in Wien sind folgende seiner Werke mit deutschem und ungarischem Text erschienen: Drei Quartette: a. Lyer und Schwert, 2. Weinlied, 3. Am Sarge eines Freundes; Stilles Sehnen, Partitur und Stimmen; Abendstern, Partitur und Stimmen; Abendfeier, Männerchor; Lerchentriller, Männerchor; Offertorium In te Domine speravi; Geständnis, Lied für Bariton mit Klavierbegleitung; Hatte das Schifflein die Mär wohl erlauscht? Lied mit Klavierbegleitung. Über 57 seiner Kompositionen wurden bei Ferdinand Taborszky in Budapest und Anton Zunft in Lugosch veröffentlicht. Den Männerchor Toast hat Wusching dem Temeswarer Philharmonischen Verein gewidmet.)
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Temeswarer Philharmonischer Verein / fast vollständig / TPV   (Das Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins gehört zu den wenigen fast vollständig erhaltenen Musikarchiven Südosteuropas. Es legt nicht nur Zeugnis von einer bewegten Zeit europäischer Musikgeschichte ab, sondern wurde selbst zu einem Objekt politischer Anschauungen und Interessen. Bereits vom ersten Vereinstag an, das war der 21. Oktober 1871, wurden alle Ge-spräche, Sitzungen, Konzerte und sämtliche Aktivitäten, die in irgendeiner Form mit dem Vereinsleben in Zusammenhang standen, dokumentiert und für die Zukunft festgehalten. Mit einer peinlichen Genauigkeit wurden die Protokolle der Versammlungen und Besprechungen geführt. Die Sprache, in der diese Protokolle zum Beginn verfasst wurden, war die deutsche, später die ungarische. Von den Protokollregistern sind einige noch erhalten geblieben. Die gefährlichste Zeit für dieses Archiv stellten die Jahre 1945-1948 dar. Durch ein Gesetz der rumänischen Regierung mussten Ende 1944 sämtliche bürgerlichen Vereine ihre Tätigkeit einstellen. Sämtliche Schulen und kulturellen Einrichtungen mussten dem Staat unterstellt werden. Da der letzte Vorsitzende des Philharmonischen Vereins Abtpfarrer Karl Geza Rech war, konnte das ganze Inventar des Vereins auf die Empore der Millenniumskirche in der Temeswarer Fabrikstadt abgestellt werden. Paul Wittmann (1900-1985), der letzte Sekretär des Vereins und Kantor der Millenniumskirche, wusste als Einziger, was die vier riesigen Schränke verbergen. Es war die Zeit politischer Restriktionen, ein Teil der deutschen Bevölkerung Temeswars wurde in russische Arbeitslager verschleppt, Geistliche wurden eingesperrt und jedwelche Vereinsaktivität wurde als reaktionär betrachtet und verboten. Nach 1948 wurde das Archiv für jenen noch gefährlicher, in dessen Besitz es sich befand. Erstens enthielt es Dokumente aus der Zeit der Monarchie und die Gesangvereine wurden von der kommunistischen Regierung als bürgerlich und deshalb reaktionär eingestuft. Wenn die Schriften ab 1948 nur mehr mit „Es lebe die Rumänische Volksrepublik“ unterzeichnet wurden, hieß es bis dahin am Ende eines jeden Briefes meist „mit sangesbrüderlichem Gruß.“ Dazu kam in den späteren Jahren eine andere Gefahr: sämtliche Dokumente waren in deutscher und ungarischer Sprache verfasst. Die Geschichte Südosteuropas, speziell die des Banats, wurde neu, also diesmal „rumänisch“, umgeschrieben. Der Hass richtete sich nicht nur gegen das Deutsche der Nazizeit sondern auch – trotz der dazwischen liegenden fast 30 Jahre – gegen alles Bürgerliche noch aus der Zeit Österreich-Ungarns. Die dritte Gefahr bestand in der rechtlichen Frage der Besitzverhältnisse dieses Archivs. Die staatlichen Behörden beschlagnahmten nach 1945 zahlreiche wertvolle kirchliche Bibliotheken. Dies geschah oft willkürlich, oder auf Anordnung der Partei, die alles kontrollierte. Die geschichtlichen Dokumente, wie Matrikelbücher, speziell die Kirchengeschichtsbücher (Historia Domus) und Protokollbücher ehemals wichtiger Vereinigungen, wurden diesbezüglich bevorzugt. Viele Pfarrer oder Vereinsvor-sitzende haben damals diese wichtigen Zeitdokumente aus Angst vernichtet, oder, durch Vernichtung bestimmter Blätter, verstümmelt. Beschlagnahmte Bestände kamen in Staatsarchive, wo sie der Öffentlichkeit und dem Studium vorenthalten wurden. Ihr Inhalt wurde bis zum Fall der Diktatur (1989) als „staatsfeindlich“ oder „geheim“ eingestuft. Solche Bestände liegen auch Ende des 20. Jahrhunderts noch in entlegenen Ecken rumänischer Staatsarchive und Bibliotheken. In den siebziger Jahren mussten in allen Kirchen Rumäniens sämtliche Gegenstände, für die man ein höheres Alter als 50 Jahre aufweisen konnte, von Experten des Patrimoniums untersucht und inventarisiert werden. Dies geschah mit den Altären, Gemälden, Statuen, Kelchen, Cruzifixe, u.s.w. Das Archiv des Philharmonischen Vereins wurde – zum Glück – übersehen. Im Jahre 1980 übernahm ich die Kantorenstelle von Paul Wittmann und damit auch jenes Inventar, von dem nur er allein wusste. Im Herbst des Jahres 1980 bat ich meinen Vorgänger, mir den Inhalt dieser hohen Schränke hinter der Wegensteinorgel vorzustellen. Mit kleinen verrosteten Schlüsseln öffneten wir die eisernen alten Schösser der Schränke. Mir bot sich ein schrecklicher Anblick: fingerdicker schwarzer Staub lag auf allen Musikalien. Die undichten Schränke waren mehr als 30 Jahre lang nicht mehr geöffnet worden. Paul Wittmann zeigte mir das „Fremden-Buch“ des Philharmonischen Vereins mit den Unterschirften eines Brahms, eines Joachim, eines Wieniawski, er zeigte mir die vergoldeten Pokale, die der Verein von Kaiser Franz Josef I. bekam, wir bestaunten die gut erhaltene Fahne aus schwerem Samt und mit Goldfäden genäht. Eines war mir sofort klar: falls dieses gesamte Material von den staatlichen Behörden und der berüchtigten Securitate beschlagnahmt wird, verschwindet damit für immer die Möglichkeit, die Musikgeschichte des Banats und der Menschen dieser europäischen Region, zu erforschen und zu verstehen. Nach den Osterfeiertagen des Jahres 1981 geschah das, vor dem ich mich fürchtete: Funktionäre von der Partei, Vertreter der Philharmonie, des Museums und der Stadt beschlagnahmten mit der Genehmigung des Pfarrers das Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins. Der Bestand wurde zerlegt, teilweise im Banater Museum, teilweise auf dem Dach-boden der Philharmonie untergebracht. Einige wichtige Dokumente gingen daher durch Unachtsamkeit verloren. Zum Glück kam es nicht so, wie man es mir 1981 angedeutet hat: man wollte das ganze Material in einem Bukarester Geheimarchiv unterbringen. Erst nach 1990 wurde, bedingt durch die neuen politischen Verhältnissen, eine Sicherung und Erforschung dieses Archivs möglich. Durch ein vom deutschen Bundesministerium des Innern finanzierten Projekt konnten die Dokumente an einem zentralen Ort zusammengetragen, inventarisiert und erforscht werden. 1995 wurde das Archiv des Philharmonischen Vereins seiner vorläufigen Bestimmung übergeben. Bis zur endgültigen Lagerung der gesamten Dokumentation soll das Archiv im Banater Museum seinen Platz haben. Der Wert dieser einzigartigen Dokumentensammlung ist nicht nur durch die Berichte über das eigene Vereinsleben von Bedeutung. Die Sammlung enthält Briefe, Konzertprogramme und Jahresberichte vieler Gesang- und Musikvereine des südöstlichen europäischen Raums. Durch die beiden Weltkriege und die daraus resultierenden Folgen sind viele dieser Vereinsarchive verlorengegangen. Somit stellt das Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins auch einen bedeutenden Fundus für die Erforschung der Musikgeschichte dieser ganzen südosteuropäischen Region dar. Auch für die zukünftige südosteuropäische Kulturforschung ist dieses Archiv be-sonders interessant und einzigartig. In den meisten südosteuropäischen Kulturzentren sind solche kompakte Archive, wegen den vorherrschenden zentralistischen Systemen der letzten 100 Jahre, nicht mehr vorhanden. Die wichtigsten Dokumente wurden nach Wien, Budapest oder Bukarest gebracht. Mit der Errichtung des neuen Archivs des Temeswarer Philharmonischen Vereins konnte das Interesse einer wissenschaftlichen Erforschung dieser europäischen Provinz gesteigert werden. Für die vorliegende Monographie wurden sämtliche Dokumente dieses Archivs er-forscht und ausgewertet. Durch die Vielfalt der Art dieser geschichtlichen Zeugnisse sind diese Auswertungen auch für die allgemeine Südosteuropaforschung von größter Bedeutung. Es wurde nicht nur auf die musikhistorische Bedeutung des jeweiligen Dokumentes geachtet, sondern auch auf den allgemeinen kulturpolitischen Wert jedes einzelnen Schriftstückes. Die meisten der Musik- und Gesangvereine, die im Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins vertreten sind, existieren heute nicht mehr. Auch die Dirigenten, Komponisten und deren Werke wurden der Vergessenheit preisgegeben. Die ethnischen und sozialen Strukturen der beschriebenen südosteuropäischen Orte haben sich durch die beiden Weltkriege und deren Folgen oft grundlegend verändert. Selbst wichtige Orte, wie die Festungsinsel Ada-Kaleh oder die Kronkapelle von Orschowa, sind heute von der Landkarte verschwunden. Die historische Bedeutung dieses Archivs kann in diesem Sinne nicht hoch genug eingeschätzt werden.)
people, institutions, show, properties, research_info
Das gesamte Archiv wurde fast gänzlich erforscht. Die Ergebnisse wurden in der Monographie des Temeswarer Philharmonischen Vereins (Edition Musik Südost, München 2005) veröffentlicht. Erst 2007 konnte ein weiteres wichtiges und bisher unbekanntes Dokument dem Autor übergeben werden: das handgeschriebene Protokollbuch der Jahre 1929-1947 in ungarischer Sprache, verfasst größtenteils von Paul Wittmann und Franz Schmidthauer.